IDW Positionspapier Trendwatch: Krankenhausfinanzierung auf dem Prüfstand

20.03.2024

Die finanzielle Lage im Krankenhaussektor in Deutschland ist prekär. Fast die Hälfte der Häuser verzeichnete 2023 einen Jahresverlust. Abschlussprüfer werden vermehrt die Frage stellen, ob die Fortführung der Unternehmenstätigkeit der jeweils geprüften Krankenhäuser noch auf absehbare Zeit gegeben ist. Das neue IDW Trendwatch Positionspapier analysiert Gründe und Auswirkungen der Situation. Deutlich wird, es hat sich eine Finanzierungslücke entwickelt, die nur durch einen kurzfristigen Inflationsausgleich und verlässliche Investitionskostenförderungen gefüllt werden kann.

Düsseldorf, 20. März 2024 – Das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V. (IDW) hat ein IDW Trendwatch Positionspapier zum Thema „Krankenhausfinanzierung auf dem Prüfstand - Auswirkungen aktueller Entwicklungen auf die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser“ veröffentlicht. Darin wird klar, dass sich viele Krankenhäuser in Deutschland aktuell in erheblichen Liquiditätsschwierigkeiten befinden. Eine zunehmende Anzahl von Krankenhäusern weist in den Jahresabschlüssen der Jahre 2021 und 2022 teilweise deutliche Jahresfehlbeträge aus. Für das Jahr 2023 wird wohl die Mehrheit der Krankenhäuser einen Jahresfehlbetrag aufweisen. „Die Ursachen liegen in einer unzureichenden Berücksichtigung der Inflation in den sogenannten Bundesbasisfallwerten 2022 bis 2024, in einem geringeren Leistungsvolumen verglichen mit der Vor-Coronazeit und hohen Forderungen an die Kostenträger aus fehlenden Budgetabschlüssen für vergangene Jahre“, analysiert IDW Vorstandssprecherin Melanie Sack.

Eine absehbare Erholung der angespannten wirtschaftlichen Lage im Krankenhaussektor ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Auch für das Geschäftsjahr 2024 weisen die Wirtschaftspläne vieler Krankenhäuser erneut hohe operative Fehlbeträge und folglich wesentliche Liquiditätsabflüsse aus. „Im Rahmen der Jahresabschlussprüfungen in der Prüfungssaison 2024 werden Abschlussprüfer vermehrt die Frage stellen müssen, wie lange die Fortführung der Unternehmenstätigkeit des jeweils geprüften Krankenhauses noch auf absehbare Zeit gegeben ist“, so Melanie Sack.

Sollte sich die Leistungsentwicklung auf dem niedrigen Niveau fortsetzen, muss damit gerechnet werden, dass ein signifikanter und damit für die Versorgung der Patienten relevanter Anteil der Krankenhäuser die Zahlungsfähigkeit im Jahr 2024 aus eigener Kraft nicht mehr aufrechterhalten kann.

Das Positionspapier des IDW liefert Lösungsansätze, die ein solches Bedrohungsszenario für die Sicherstellung des Versorgungsauftrages verhindern. Demnach erfordert die Zukunft der Krankenhauslandschaft in Deutschland eine ganzheitliche Strategie, um die bestehenden Herausforderungen anzugehen und eine nachhaltige, effiziente und patientenorientierte Versorgung zu gewährleisten.

„Finanzielle Anreize sollten im Rahmen einer Krankenhausreform die erforderlichen Investitionen in Infrastruktur und Prozesse wirtschaftlich attraktiv gestalten“, fordert die IDW Vorstandssprecherin. „Die Krankenhäuser in Deutschland benötigen sowohl einen kurzfristigen Inflationsausgleich als auch verlässliche Investitionskostenförderungen. Nur so können sie die nötigen Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Nachhaltigkeit ermöglichen. Die Politik ist aufgerufen, hier gemeinsam mit den Krankenhausbetreibern und den Krankenkassen für Planungssicherheit zu sorgen“, so Sack. Alle relevanten Betroffenen sollten in die weiteren Reformüberlegungen einbezogen werden, denn nur durch eine enge Zusammenarbeit können wirksame und nachhaltige Lösungen für das deutsche Krankenhaussystem gefunden werden.

Das IDW Positionspapier Trendwatch „Krankenhausfinanzierung auf dem Prüfstand“ finden Sie auf der Website unter folgendem Link: www.idw.de/idw/medien/idw-positionspapiere

Presseinformation 5/2024
als PDF: Presseinformation 5/2024 - IDW Positionspapier: Krankenhausfinanzierung auf dem Prüfstand

Trendwatch Positionspapier - Krankenhausfinanzierung auf dem Prüfstand

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